So stark sind wir bei Arbeit und Wirtschaft

Blick auf den Zukunftsgaranten für hohe Lebensqualität

Über ein Drittel weniger Arbeitssuchende als noch vor 5 Jahre: Das ist ein Erfolg, den es zu halten gilt, aber es wird aufgrund der hochdynamischen Wirtschaftslage und des eklatanten Fachkräftemangels nicht einfach werden. Andererseits ist das Potential durch Umschulung und Qualifizierung extrem hoch. Auch wird der starke Bedarf Fachkräfte anziehen. Harald Reiter (AMS Murau) und Robert Kalbschedl (AMS Murtal) im Interview.

Wie finden Sie den neuen Regionsauftritt von Österreichs starker Region – kann der frische Wind auch für den Arbeitsmarkt genutzt werden?

Harald Reiter: Der Auftritt gefällt mir sehr gut. Ein gemeinsamer Auftritt ist sehr wichtig, um das vereinzelt noch immer auftretende „Kirchturmdenken“ einzuschränken. Es wird für den Arbeitsmarkt immer wichtiger, gute Fachkräfte in der Region zu halten bzw. für die Region zu gewinnen. Ddazu ist es erforderlich, die vielen Möglichkeiten der Region hervorzuheben – das geht nur mit einem einheitlichen Auftritt.

Robert Kalbschedl: Der neue Regionsauftritt ist sehr professionell gestaltet. Die wirtschaftliche und betriebliche Vielfalt und die mannigfaltige Bildungslandschaft können durchaus als Stärken gesehen werden. Durch die Bündelung der Kräfte kann ein positiver Effekt am Arbeitsmarkt erzielt werden.

Welche Bilanz ziehen Sie für 2019 rückblickend? Was lief wie immer, wo gab es Überraschungen, wo wurden Maßnahmen wirksam?

Robert Kalbschedl: Per 1.7.2019 veränderte sich die AMS Landschaft im Bezirk Murtal. Die Geschäftsstellen Judenburg und Knittelfeld wurden fusioniert, wobei Judenburg als Hauptgeschäftsstelle und Knittelfeld als Zweigstelle eingerichtet wurden. Umfangreiche Arbeiten waren neben dem Tagesbetrieb notwendig, um dieses Vorhaben einwandfrei umzusetzen. Der Arbeitsmarkt im Murtal zeigte sich bis zu Beginn des 2. Halbjahres sehr stabil. Ab der 2. Jahreshälfte war durch die schwächere Konjunktur ein Rückgang an Stellenangeboten festzustellen. Über das gesamte Kalenderjahr 2019 verringerte sich die Zahl der Jobsuchenden um 3,9%.
Harald Reiter: Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt hat sich erfreulicherweise fortgesetzt. Dass dieser Trend weiter gehalten werden konnte, damit war nicht zu rechnen. Die konsequenten Bemühungen, Arbeitslose so rasch wie möglich wieder zu integrieren, hat dazu geführt, dass der Bezirk Murau 2019 die niedrigste durchschnittliche Arbeitslosigkeitsdauer aller steirischen Bezirke erreichte.

Welche Entwicklungen am Arbeitsmarkt bewegen Murau Murtal gerade? Wo besteht zurzeit am meisten Potential und Nachfrage?

Harald Reiter: Der Fachkräftemangel ist nicht nur mehr ein Problem der Gastronomie, sondern inzwischen in allen Bereichen gegeben. Wenn man sich die „Alterspyramide“ ansieht, so wird dieses Problem in den nächsten Jahren die größte Herausforderung bleiben. Die Nachfrage nach geeigneten Lehrlingen übersteigt bei weitem das Potential.

Robert Kalbschedl: Nach wie vor herrscht in einzelnen Bereichen ein Fachkräftebedarf, der nicht sofort abgedeckt werden kann. Mit den verschiedenen Förderprodukten (Qualifizierung, Stiftungsausbildung etc.) versuchen wir diese Arbeitsplätze mit arbeitssuchenden Personen zu besetzen. Aber auch bei der Besetzung bestimmter Lehrstellen gestaltet sich eine Vermittlung mangels geeigneter Jugendlicher schwierig.

Welche Benchmarks hat man sich in Murau Murtal gesetzt, welche Ziele sollen im neuen Jahrzehnt mittel- bis langfristig erreicht werden? Was sind dabei große Chancen, was Herausforderungen?

Harald Reiter: Die Arbeitslosigkeit konnte im Bezirk Murau in den letzten 5 Jahren um 39 % gesenkt werden. Diese Werte nur annähernd zu halten, wird schwierig. Die größte Herausforderung wird in den nächsten Jahren der Mangel an Fachkräften bleiben. Wir versuchen alle Möglichkeiten zu nutzen, um Betriebe bei der Rekrutierung und Qualifizierung von MitarbeiterInnen zu unterstützen. Der Mangel an Fachkräften bietet aber auch Personen die Chance, in der Region einen attraktiven und interessanten Arbeitsplatz zu bekommen, vielleicht kann damit auch der Abwanderungstrend gestoppt werden.

Robert Kalbschedl: Wie bereits erwähnt spielen hier die Themen Demografie und Abwanderung eine Rolle, aus denen die zukünftigen Herausforderungen resultieren. Ein wichtiges Ziel wird sein, die gut ausgebildeten Jugendlichen durch entsprechende attraktive Arbeitsplatzangebote in der Region zu halten.

Welche persönlichen Highlights konnten Sie in letzter Zeit feststellen? Was freut Sie an der gegenwärtigen Entwicklung?

Robert Kalbschedl: Für mich war die Fusionierung der Geschäftsstellen Judenburg und Knittelfeld ein Highlight im vergangenen Jahr. Die gegenwärtige Arbeitsmarktentwicklung ist relativ schwer einschätzbar, da einige unsichere Faktoren, wie Brexit, und diverse Handelsstreitigkeiten mehr oder weniger Einfluss nehmen können.

Harald Reiter: Von einer renommierten oberösterreichische Unternehmensberatung wird jährlich ein Zukunftsranking der österreichischen Bezirke erstellt. Laut dieser Studie belegt der Bezirk Murau im Bereich „Arbeitsmarkt“ unter allen österreichischen Bezirken den 9. Rang, obwohl die Rahmenbedingungen im Bereich „Wirtschaft & Innovation“ und „Demografie“ wesentlich schwieriger sind als in vielen anderen Regionen. Laut den Studienautoren ist dieses hervorragende Ergebnis vor allem auf eine positive Dynamik der Kennzahlen in den vergangenen Jahren zurückzuführen. Sowohl die Arbeitsplatzdichte als auch das Qualifikationsniveau konnten in den letzten Jahren überdurchschnittlich erhöht werden. Auch die Arbeitslosenrate zählt zu den niedrigsten unter allen Bezirken. Es ist erfreulich, dass Einsatz und Bemühungen extern wahrgenommen werden und damit auch aufgezeigt wird, welche Stärken die Region hat.

Harald Reiter
Robert Kalbschedl