Interview mit Eva Langthaler vom Eltern-Kind-Zentrum Aichfeld

Was sind die Aufgaben eines Eltern-Kind-Zentrums und wie bringen Sie das mit der Region Murau Murtal in Verbindung? Lesen Sie hier das Interview mir Eva Langthaler, MSc, MA Pädagogin im EKiZ Aichfeld.

 

 


Bitte stellen Sie sich kurz vor:

Ich bin 32 Jahre alt, komme aus Obdach und habe die BAFEP in Judenburg besucht. Danach führte mich mein Studium nach Graz, wo ich Masterstudien zu Inclusive Education und Sozialpädagogik abgeschlossen habe. Erfahrungen sammelte ich bereits in verschiedensten Bereichen: Schulassistenz, Mitarbeit in einer Kinderkrippe als Pädagogin, sowie als Leiterin, Projektmitarbeiterin und Projektleitung. Aktuell, seit meiner Karenz bin ich im EKiZ Aichfeld tätig. Mit der Geburt unseres Kindes haben wir uns entschieden, von Graz wieder zurück in die Region zu ziehen. Wir genießen das Ländliche sehr, einfach vor die Tür gehen und die Natur genießen. In Graz musste man zuerst einen breiten Weg zurücklegen, um zu einer Grünfläche oder zum Park zu gelangen. Außerdem sind unsere Familien in der Region, die uns sehr unterstützen. Mich kann man als sehr naturverbunden beschreiben, wir wandern und musizieren gerne.

 

Sie arbeiten im EKiZ Aichfeld – was sind Ihre Tätigkeiten?

Meine Arbeit ist sehr vielseitig. Ich arbeite im organisatorischen Bereich im Büro mit, wie Tagesgeschäft, Elternanmeldungen sowie die Vernetzung mit anderen Organisationen/möglichen Kooperationspartner:innen. Die Gestaltung des Programmheftes wird in unserem Büroteam aufgeteilt, es gibt zwei Ausgaben im Jahr und zwar im Herbst/Winter sowie im Frühjahr/Sommer. Wir im EKiZ achten sehr darauf, dass wir von ‚Vor der Geburt‘ bis ‚Nach der Geburt‘ darüber hinaus Angebote zur Verfügung stellen. Geburtsvorbereitung, Stillberatung, Musikkurse oder Zwergerltreff zählen zu unseren Standards. Über das Katholische Bildungswerk bieten wir zusätzliche Generationennachmittage an: im November Adventkranz binden oder ganz aktuell Maipfeiferl schnitzen. Dieser Workshop ist übrigens sehr gut angekommen!

Zukünftig möchten wir mehr Männer erreichen. Es kommen zwar immer mehr Väter mit den Kindern z.B. zum Turnen, aber da wäre noch Luft nach oben. Die Väter tauschen sich gleich untereinander aus und unterhalten sich gut. Einige Papas, die im Schichtbetrieb arbeiten, haben es da etwas leichter und kommen regelmäßiger ins EKiZ.

Neben dem Organisatorischen halte ich Kurse: Turnen der Krabbelkäfergruppe für Kleinkinder von 6 – 12 Monaten und Turnen für Eltern mit Kids von 12 – 24/36 Monaten. Diese finden wöchentlich statt. Aktuell bemerken wir eine sehr große Nachfrage, die wir leider nicht zufriedenstellend abhandeln können. Wir haben einfach zu wenig Ressourcen und müssen viele Eltern auf eine Warteliste für unsere Angebote verweisen.

 

Welche Erlebnisse beflügeln Sie in Ihrem Job?

Natürlich die strahlenden Kinderaugen! Wenn sich die Kleinen beim Hereinkommen schon auf den Besuch im EKiZ freuen. Bereits die Kleinsten knüpfen untereinander Kontakte, sie kennen sich und spielen miteinander. Für die Eltern ist der Austausch untereinander sehr wichtig – bei jedem Termin lernen sie sich besser kennen. Der Kurs endet zumeist mit einer sehr zusammengeschweißten Truppe. Bei den letzten Treffen verabreden sich einige noch für Treffen im privaten Bereich. Dies freut uns besonders, da wir hier einen Grundstein für langjährige Freundschaften (unter den Kids und den Eltern) legen dürfen.

 

Wie stehen Sie zu Vereinbarkeit Familie & Beruf? Braucht es in der Region hierfür mehr Veränderungen?

Mir persönlich ist die Vereinbarkeit von Familie & Beruf sehr wichtig. Die gute Vereinbarkeit muss möglich sein. Viel Zeit mit meiner Tochter verbringen zu können, ist für mich wichtig. Zum Anderen möchte ich aber auch einer beruflichen Tätigkeit nachgehen, einmal rauskommen. Dies soll jedoch für jede:n individuell entschieden werden, so wie es für die Familien und die Personen passt. Was sicher eine Frage ist: Hat man ein Netzwerk, das mich gut unterstützen kann? Vielleicht kann die Familie dieses Netzwerk sein und die Betreuung übernehmen? Ansonsten öffentliche Einrichtungen, wie Kindergärten oder Tageseltern. In unserer Region Murau Murtal geht die Entwicklung bereits in eine gute Richtung. Es werden mehr Betreuungsstellen geschaffen, Tageseltern angeworben uvm. Aber ich merke, dass da noch Luft nach oben wäre.

Gesellschaftlich stelle ich fest, dass sich vor allem Mütter hauptverantwortlich für die Betreuung von Kindern fühlen. Aber da ist gerade eine Veränderung spürbar. Vor allem durch das Homeoffice konnten Väter mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen und sich dadurch mehr mit den Kindern beschäftigen. Ich habe oft ein schlechtes Gewissen, wenn ich beruflich mehr Termine habe und viel unterwegs bin. Das merke ich bei Männern grundsätzlich weniger. Mein Partner holt mich da immer ab und sagt: „Du brauchst kein schlechtes Gewissen haben!“. Wir Frauen sollten da den Druck bei uns mehr herausnehmen, einmal Zeit nur für sich eingestehen und diese auch einfordern.

 

Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?

Ich bin eher der Typ, ich schaue was halt kommt. Ich hoffe, dass ich in zehn Jahren noch beim EKiZ Aichfeld arbeite und noch in Obdach wohne. Ich hoffe, dass wir mehr Eltern erreichen und ein niederschwelligeres Angebot bieten können. Vor allem für jene Eltern, die wir bisher noch nicht erreicht haben.
Wichtig sind dafür unsere Vernetzungspartner:innen, wie Gemeinden und neue Referent:innen. Auch finanzielle Unterstützungen würden uns viel bringen. Erste Gemeinden bieten bereits einen kostenlosen Geburtsvorbereitungskurs für werdende Eltern an, wie z.B. die Gemeinde Kobenz – hier vernetzen sich Eltern bereits vor der Geburt, was wiederum der Gemeinde im Weiteren zugute kommt. Gerne spreche ich hier zukünftige Referent:innen an: Das EKiZ Aichfeld bietet tolle berufliche Möglichkeiten, wo man sich selbst gut einbringen und tolle, kreative Kurse anbieten kann.

 

Was macht Sie stark in der Region Murau Murtal?

Meine Familie macht mich stark. Die steht bei mir an erster Stelle. Dann stärkt mich auch die Natur. Auch ein toller Job macht mich stark.

 

Was möchten Sie zum Abschluss noch mitteilen?

Dass wir uns im EKiZ Aichfeld immer über neue Gesichter freuen: Egal ob Besucher:innen oder Referent:innen. Wir hoffen, zukünftig bekannter in der Region zu werden – auch unsere Sicht auf die neue Möglichkeiten zu öffnen. Interessierte Gemeinden laden wir gerne zu Gesprächen ein, da sich durch Kooperationen diverse Angebote/Workshops/Vorträge auch direkt in Gemeinden organisieren lassen.
Wir sind eine Präventionsstelle, die Familien erreichen und unterstützen will. Es tut einfach gut, zu wissen, man ist nicht allein mit einem Problem, es geht anderen auch so und mir hört jemand zu.

Das Team des EKiZ Aichfeld freut sich auf euren Besuch!

(c) Eva Langthaler
(c) Eva Langthaler