Murau Murtal fordert 10-Punkte-Mobilitätsgarantie
Ohne Fernzüge kommt die Lebensader der Region unter die Räder…
Die Vorsitzende der Region Murau Murtal und Landtagspräsidentin Manuela Khom verdeutlicht: „Der Semmering-Basistunnel sowie die Koralmbahn sind zweifelsohne Bereicherungen für den öffentlichen Verkehr in der Steiermark. Allerdings wird sich nach derzeitigem Stand diese neue Achse zwischen Klagenfurt-Graz-Wien für die gesamte Bevölkerung der Region Murau Murtal inklusive Leoben, dem Ennstal und dem Raum Friesach negativ auswirken – trotz aller bisher geschaffenen Verbesserungen im öffentlichen Personennahverkehr.“ Die Zweite Landtagspräsidentin Gabriele Kolar ergänzt: „Man muss bedenken: Eine attraktive (Verkehrs-)Infrastruktur mit den bestehenden Bahnverbindungen ist für viele Menschen ein wichtiger Lebensqualitätsfaktor – ob für Schüler:innen, Lehrlinge, Angestellte oder Arbeiter:innen“.
Foto (c) Regionalmanagement Murau Murtal
Murau Murtal als künftiger Verlierer durch Nebenbahn-Status?
Manuela Khom erklärt die Hintergründe: „Derzeit verkehren Railjets sowie Nachtzüge der ÖBB von Wien Richtung Kärnten durch die Westliche Obersteiermark. Dadurch sind die Bahnhöfe Bruck/Mur, Leoben, Knittelfeld, Judenburg und Unzmarkt an die Schnellzüge angeschlossen. Tagsüber existiert im 2-Stunden-Takt eine schelle Verbindung ohne Umsteigen nach Wien bzw. Klagenfurt. Mit der Eröffnung der Koralmbahn im Jahr 2025 werden alle Schnellzug-Verbindungen von Klagenfurt über die Koralmbahn nach Graz über Bruck/Mur durch den neuen Semmering-Basistunnel bis nach Wien geführt.“ Die Befürchtung: Die Westliche Obersteiermark wird zur reinen Nebenbahn verkommen. Zudem werden sich die Fahrzeiten für Schüler:innen und Pendler:innen zwischen den Städten der Obersteiermark aufgrund fehlender Fernverkehrszüge verlängern. Auch die Verbindung zwischen Klagenfurt, über die Obersteiermark nach Bruck/Mur, verlängert sich so um circa 20 Minuten: „Am Bahnhof Knittelfeld halten dann statt derzeit 20 genau 0 Fernzüge!“
Ungleiche Verteilung von 1,4 Milliarden Euro – durch Tunnelblick?
Diese Frage stellt man sich in der Region Murau Murtal wohl zu Recht: „Obwohl mit der Murtalbahn im Vergleich zur Radkersburger Bahn deutlich mehr Personen fahren, wird die Radkersburger Bahn bis 2030 um rund 80 Millionen Euro modernisiert. Die Murtalbahn hingegen kann aufgrund fehlender Bundesmittel nur um wenige Millionen Euro modernisiert werden, welche außerdem seitens des Landes Steiermark investiert werden müssen“, schüttelt Manuela Khom den Kopf. „Ein weiteres Beispiel ist die steirische Ostbahn: Zur Dekarbonisierung des Verkehrssystems wird die Ostbahn elektrifiziert und der Streckenabschnitt im Raabtal zudem auf eine zugelassene Geschwindigkeit von bis zu 160 km/h ausgebaut, wodurch die Fahrzeiten verkürzt werden können“, ergänzt Gabriele Kolar.
„Unsere Region benötigt einen fairen Anteil an den Investitionen“
Das zwischen dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und dem Land Steiermark abgeschlossene „Steiermark-Paket“ enthält bis zum Jahr 2030 Investitionen von rund 1,4 Mrd. Euro. Mehr als die Hälfte davon betrifft aber Investitionen im Steirischen Zentralraum. In die Region Murau Murtal fließt davon kaum etwas. Es braucht weitere Infrastrukturpakete, da die gesamte Bahninfrastruktur erhalten und schrittweise saniert werden muss. Außerdem benötigt die Region Murau Murtal auch zukünftig Fernverkehrsverbindungen (Direktzüge) über die Obersteiermark nach Wien bzw. Klagenfurt im hochrangigen Schienennetz sowie dringend finanzielle Mittel für die nachhaltige Sanierung und Attraktivierung der Murtalbahn zwischen Unzmarkt und Tamsweg! Aber auch der Straßenausbau sollte dafür auf Schiene sein: So müsse der Lückenschluss der S36 (Murtal Schnellstraße) rasch erfolgen sowie bis zur Einmündung Scheifling verlängert werden. Zudem brauche es dringend den gesetzlich verankerten Sicherheitsausbau der S37 (Klagenfurter Schnellstraße) bis nach Klagenfurt.
10-Punkte-Mobilitätsgarantie-Forderung für (öffentlichen) Verkehr nach Eröffnung der Koralmbahn:
- Beibehaltung von Fernverkehrszügen (Direktzügen) im hochrangigen Schienennetz auf der Strecke zwischen Klagenfurt, St. Veit, Treibach-Althofen, Unzmarkt, Judenburg, Knittelfeld, Leoben, Bruck/Mur und Wien Hauptbahnhof bzw. Flughafen Wien
- Prüfung von Kompensationsmaßnahmen aufgrund von Verschiebungen bei Transitrouten
- Mehr Direktverbindungen von der Region Murau Murtal nach Graz sowie bessere Verbindungen am Abend bzw. in der Nacht
- Verlängerung der S-Bahn bis nach Neumarkt/Steiermark
- Bekenntnis zur bestehenden Bahninfrastruktur inkl. weiteren Investitionen in Bahnstrecken und Bahnhofsgebäude
- Attraktivierung der Murtalbahn durch Mitfinanzierung vonseiten des Bundes (ähnlich dem Finanzierungsschlüssel „Radkersburger Bahn“).
- Prüfung von zukünftigen Möglichkeiten für die Bahnstrecke zwischen Zeltweg und Wolfsberg.
- Absicherung des Bahnstandorts Knittelfeld (Personal, Güterverkehr und Lehrwerkstätte).
- Murtal Schnellstraße (S36): Rasche Umsetzung des Lückenschlusses zwischen Judenburg und St. Georgen ob Judenburg sowie die Verlängerung bis zur Einmündung Scheifling.
- Klagenfurter Schnellstraße (S37): Durchführung des gesetzlich verankerten Sicherheitsausbaues.