Interview mit einer Pädagogin – Frau Melanie Scherkl
Interview mit Frau Scherkl
Name: Melanie Scherkl
Beruf: derzeit Kindergartenpädagogin und zugleich Studentin. Nach Studienabschluss VS-Lehrerin mit Fokus Inklusion
Wohnort: Pusterwald
Alter: 27 Jahre jung
Wie sind Sie auf die Ausbildung im BAFEP Kolleg Judenburg aufmerksam geworden?
Ich wollte eigentlich meine Ausbildung in Graz machen, durch die Regionalmedien und Internetrecherchen habe ich allerdings von der regionalen Ausbildungsmöglichkeit des BAFEP Kollegs in Judenburg erfahren. Da ich aus der Region bin, war diese Ausbildung hier für mich perfekt. Im Juni 2019 habe ich die Ausbildung abgeschlossen.
Wie war die Ausbildung im BAFEP Kolleg?
Für mich war es ein großer Vorteil, die Ausbildung in der Nähe meines Heimatortes zu haben. Ich konnte jeden Tag nach Hause fahren. Zudem hatte ich das Glück eine so tolle Praxislehrerin, sowie allgemein tolle ProfessorInnen gehabt zu haben. Ich profitierte von sehr guten Praxisbeispielen, kreativen Ideen und Fachinputs. Ich bin gut auf den Beruf vorbereitet worden. Auch im ersten Arbeitsjahr konnte ich mich immer noch an die ProfessorInnen wenden. Das Kontakthalten war durchaus gewünscht und so standen einem – bei Fragen und Anliegen – die PädagogInnen der BAFEP mit Rat zur Seite. Für mich persönlich waren es sehr familiäre zweineinhalb Jahre an der BAFEP Judenburg.
Wie sah ihr erster Bildungsweg aus?
Im Jahr 2013 absolvierte ich die HLW in Fohnsdorf. Ich habe danach zwei Jahre bei einer regional ansässigen Verpackungsfirma im Büro gearbeitet. Danach war ich bei meinem Großvater im Schulbusunternehmen in Möderbrugg angestellt, wo ich im Büro sowie im Schulbusbetrieb arbeitete. Im Zuge dieser Berufspraxis bin ich mit Kindern und Jugendlichen verschiedensten Alters gefahren, von Kindergartenkindern bis zu SchülerInnen von höheren Schulen. Diese Arbeitserfahrung zeigte mir mein Interesse an der Pädagogik, vor allem im Kleinkinderbereich. Das Bringen der Kids in den Kindergarten bereitete mir besondere Freude. Diese Erfahrungen haben mich für meinen weiteren Berufsweg begeistert.
Was schätzen Sie an Ihren kleinen Schützlingen?
Das einfach jeder Tag ein neuer Tag ist – ein besonderer Tag. Man bekommt so viel Liebe, Freude und Aufmerksamkeit von den Kindern zurück. Sie schätzen einfach das was man tut so sehr. Man baut eine sehr innige Beziehung auf, man begleitet sie ein Stück ihres Lebens, das für sie und ihre Entwicklung so wichtig ist. Überhaupt wenn sie dann noch mit Zeichnungen kommen, oder einfach nach den Ferien auf dich zukommen, dich umarmen und sagen: „Ich hab dich so vermisst“. Diese Kleinigkeiten jeden Tag machen den Beruf zusätzlich so unglaublich schön.
Wo sehen Sie männliche Kollegen in Ihrem starken Berufsfeld?
Direkt zusammengearbeitet habe ich mit männlichen Pädagogen noch nicht. Ich finde, dass es für Kinder sehr wichtig ist, auch männliche Bezugspersonen zu haben. Speziell den Jungs geben sie besonderen Halt. Männer haben eine sehr positive Wirkung auf die Kinder (egal ob auf Mädchen oder Buben), sie haben auch andere Lösungswege und Gedankengänge. Leider sind erst wenige Männer in diesem Beruf tätig. Sie bringen einen positiven Schwung in den Kindergarten und gehen manche Dinge anders an, wie es von uns Frauen oft gar nicht bedacht werden würde. Mich würde es freuen, wenn mehr Männer in diesem Berufszweig einsteigen würden.
Wo studieren Sie aktuell und welche Erlebnisse beflügeln Sie in Ihrem Job?
Ich studiere zurzeit in Graz, auf der Pädagogischen Hochschule, Lehramt – Primarstufe. Ich bin sehr dankbar für die BAFEP Ausbildung. Ich nehme sehr viel Wissen für die Arbeit in der Volksschule/im Kindergarten mit.
Was empfinden Sie aktuell das situationsbedingte „regionale Studieren“?
Ich genieße das Lernen von zu Hause aus sehr. Ich bin gerne zu Hause und wohl ein richtiger Landmensch. Mir gefällt es sehr gut in der Region Murau Murtal. Die Landschaft, sowie auch die Menschen, die am Land nie so gestresst sind, wie in der Stadt, zeichnen sich besonders aus. Beim Studieren kann ich bequem von zu Hause aus einsteigen und muss nicht von einem Hörsaal zum nächsten Seminarraum quer über das Uni-Gelände hetzen. Oder wenn ich zwischen zwei Lehrveranstaltungen noch 30 Minuten Zeit habe, überlege ich nicht lang, wo gehe ich in der Zwischenzeit hin, sondern setze mich zuhause zu einer anderen Aufgabe dazu und arbeite weiter. Man kann sich daheim die Zeit ganz anders und aus meiner Sicht viel besser einteilen. Außerdem ersparen wir Studierende uns die ganze An- und Abreise zur Uni.
Wie bringen Sie durch Ihre Tätigkeit die Region voran?
Ich denke, ob als Kindergartenpädagogin oder als Volksschullehrerin, mit beiden Berufen trägt man einen wertvollen Beitrag für eine Region. Wir unterstützen unsere Kinder auf ihrem Weg, um sich entfalten und zu selbstständigen Persönlichkeiten entwickeln zu können. Dadurch entwickeln sich einzigartige Persönlichkeiten für die Region, die dann über die Schul- und Lehrlaufbahn im Leben wieder für die Region aktiv werden können.
So sehe ich die Möglichkeit, als Pädagogin die Region zu unterstützten.
Auch die Eltern werden unsererseits unterstützt. Eltern kommen immer wieder mit Fragen und Anliegen, wo wir versuchen uns konstruktiv einzubringen. Die Elternarbeit ist hier von großer Bedeutung – speziell bei Eltern mit einer anderen Muttersprache oder aus einer anderen Region hergezogen sind. Für diese ist diese Ansprechbasis ganz wesentlich, da die meistens in der Region noch kein eigenes Netzwerk haben. In der Elternarbeit generell sind ein rücksichtsvoller Umgang sowie Kommunikation auf Augenhöhe wichtig.
Was hat Murau Murtal Ihnen fürs Leben mitgegeben?
Ganz einfach: Dass die Region einfach schön ist, es ist etwas Besonderes in einer solchen Region leben zu können, die noch eine ländlich geprägte Region ist. Hier am Land kennen wir einander, wir grüßen uns beim Einkaufen, wir sind freundlich zueinander. Wir haben so schöne Landschaften, Berge, wo man einfach rausgehen kann und sich befreit fühlt. Speziell in Zeiten von Corona habe ich unsere Landschaft so richtig zu schätzen gelernt.
Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
In 10 Jahren sehe ich mich im Volksschulbereich, Kindergartenbereich oder vielleicht in der Selbstständigkeit, mit dem Fokus Inklusion. Im Speziellen möchte ich Kinder mit besonderen Bedürfnissen, mit Entwicklungsverzögerungen und deren Familien unterstützen – mit dem Ziel am Alltag gut teilhaben zu können.
Vielen Dank für das tolle Interview!