Interview mit einem Absolvent der HTL Abendschule
Interview mit Herrn Enzinger
Name: Manfred Enzinger
Beruf: Produktionsleiter vom Anlagenbetrieb der Zellstofferzeugung
Was können Sie über die HTL Abendschule berichten und wie wurden Sie auf diese Schule aufmerksam?
Im Zuge einer Schaltung in einer regionalen Zeitung wurde ich auf den Abendlehrgang an der HTL Zeltweg aufmerksam. Die Ausbildung war für mich sehr wichtig und lehrreich, sie war sehr interessant aufgebaut und wurde von ausgezeichneten Lehrkräften durchgeführt, auch aufgrund der kurzen Wegstrecke war die Ausbildung für mich sehr ansprechend.
Erzählen Sie bitte von Ihrem starken Werdegang!
Ich habe 1985 in einem regionalen Unternehmen Betriebsschlosser gelernt und im Anschluss von 1991 bis 1993 die Werksmeisterschule in Judenburg besucht. Bis 2003 arbeitete ich als Betriebsschlosser in der Instandhaltung. 2003 wechselte ich in die Instandhaltungsplanung, dort werden die Reparaturen vorbereitet. Ein Jahr bevor ich die Abend-HTL in Zeltweg (von 2008-2012) begonnen habe, absolvierte ich die Berufsreifeprüfung in Fohnsdorf. Durch die Werksmeisterschule sowie die Berufsreifeprüfung musste ich nicht mehr alle Fächer belegen, sondern konnte mir sehr viel anrechnen lassen. Schlussendlich begann ich 2018 an der Donau-Universität Krems ein Management und IT-Studium mit Schwerpunkt „Industrielles Instandhaltungsmanagement“. Dieses konnte ich mit dem Master of Science abschließen. Mit dieser Ausbildung wurde ich zum Teamleiter der Instandhaltungsplanung. Die nächste berufliche Veränderung erfolgte 2020, ich wechselte aus dem technischen Bereich in den Produktionsbereich und wurde Produktionsleiter der Zellstofferzeugung. Die Firma unterstütze mich immer in meiner Ausbildung, wie z. B. Freistellung für Kursbesuche usw. Ich wurde somit zu einem der ersten Akademischen Instandhalter in Österreich. Insgesamt haben diese Ausbildung österreichweit nur fünf Personen abgeschlossen.
Was hat Sie an einem technischen Beruf begeistert?
Wenn man in die 1980er Jahre zurückblickt, dann war das so: Wenn man ein Moped haben wollte, musste man selbst dieses irgendwie organisieren und reparieren. Man musste als junger Bursch selbst herumschrauben, zuerst am Fahrrad, später am Moped. Ich habe mich dann um eine Lehre als Schlosser beworben und wurde von einem regionalen Unternehmen als Betriebsschlosser aufgenommen.
Wie sehr sind Sie von Ihrem Elternhaus unterstützt worden – wurden Sie angeleitet?
Meine Eltern hätten damals schon gerne gehabt, dass ich die HTL gleich nach der Hauptschule besuchen würde. Ich habe mich zwar in der HTL in Zeltweg beworben, bin aber leider an der Aufnahmeprüfung gescheitert. Ich wollte in meiner Jugend aber gleich Geld verdienen.
Wie wichtig ist die Rolle eines Lehrlingsausbildners bzw. einer Lehrlingsausbildnerin?
Sehr wichtig, vor allem in der Zeit von 15-18 Jahren. Die Jugendlichen sind noch nicht wirklich erwachsen und oft mitten in der Pubertät. Hier ist die Rolle des Lehrlingsausbildners immens wichtig. Die Jugend muss animiert werden, um selber in diesem Beruf arbeiten zu wollen. Wenn ein Vater eine Werkstatt hat, wächst man in die Rolle des Mechanikers hinein. Das ist bei der Arbeit in einem Betrieb schon ganz etwas anderes – hier braucht man gute Lehrherren oder –damen, die einen richtungsweisend in den Beruf und ins Erwachsenwerden hineinführen.
Welche Initiativen und Maßnahmen wären für mehr Gleichstellung in der Technik zu fördern?
Oftmals wird es den Damen schon schwer gemacht, in den technischen Beruf einzusteigen. Angefangen von den Umkleidemöglichkeiten und Sanitäranlagen, die sind oftmals eigens für die Damen nicht vorhanden. Somit hat man als ArbeitsgeberIn die Aufgabe umzubauen, um mehr Damen oder Mädchen aufnehmen zu können. Allerdings ist gegenwärtig eine steigende Tendenz. Aber eine Gleichstellung ist noch nicht zu 100% gegeben.
Wie wichtig ist für Sie Weiterbildung?
Für meinen Lebenslauf und Berufsweg war die Weiterbildung sehr wichtig.
Was macht Sie stark in der Region Murau Murtal?
Was mich in der Region stärkt sind bestimmt die Familie, der Freundes- und Bekanntenkreis oder sportliche Aktivitäten. Vor allem aber das gesellschaftliche Zusammenkommen darf nicht unterschätzt werden und ist mir persönlich sehr wichtig.
Können Sie die Abend-HTL weiterempfehlen?
Ja unbedingt, zwei meiner Mitarbeiter konnte ich die Weiterbildung bereits ans Herz legen. Auch den neuen Start der Ausbildung im Herbst werde ich wieder intern weiterempfehlen, zumal die Ausbildung auf sehr guten Beinen steht und tolle PädagogInnen ein großes Wissenspensum stützen. Bestimmt ist die Ausbildungszeit mit vier Tagen in der Woche nicht so einfach, aber der Weg zahlt sich aus!